Die 16. Ausgabe ist dem Thema „Begegnungen“ gewidmet und hebt die Bedeutung von Orten hervor, an denen Menschen in ihrer Vielfalt zusammenkommen können. Denn ein funktionierendes Zentrum ist mehr als nur ein wichtiger Imagefaktor für den Bezirk. Es soll auch ein Ort des Austauschs sein – unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung sowie sozialer und religiöser Zugehörigkeit. Im Zuge dessen werden Orte rund um die Karl-Marx-Straße vorgestellt, an denen Gemeinschaft erlebbar wird: im öffentlichen Raum, in öffentlichen Einrichtungen, in Vereinen ebenso wie in Lokalen. Sie alle bergen das Potenzial, eine gesellschaftsverbindende Rolle einzunehmen, was gerade in der heutigen Zeit von immer größerer Bedeutung ist.

Stand August 2025

Geschichten verbinden

Der Büchertisch e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich mit seinen vielfältigen Angeboten zur Leseförderung für Bildungsgerechtigkeit, kulturelle Teilhabe und lokalen Zusammenhalt einsetzt. Seit 2017 ist er in der Richardstraße 83 in Rixdorf zu Hause und verfolgt dort das Ziel, den Berliner Büchertisch als Ort der Lesefreude im Kiez zu verankern.

Aktiv ist der Verein bereits seit 20 Jahren, doch erst mit dem Umzug nach Rixdorf hat eine Professionalisierung stattgefunden, die es dem Verein ermöglicht, die Weitergabe von gebrauchten Büchern durch pädagogische Angebote zu ergänzen. Nun findet man hier eine große Bandbreite an niederschwelligen Mitmach- und Bildungsformaten, die auf unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten sind. Durch die Kombination aus bildenden Angeboten, kiezoffenen Veranstaltungen und Ehrenamt ist dies ein Ort, an dem Menschen auf vielfältige Weise miteinander in Austausch treten und sich einbringen können.

Für Schulklassen wurden beispielsweise lehrhafte Leseangebote geschaffen, während einzelne Kinder und Jugendliche aus dem Kiez an unterschiedlichen Themen-Workshops teilnehmen können. Darüber hinaus gibt es Familiendonnerstage und Brettspielnachmittage, die von der ganzen Familie besucht werden können. Die Lesefeste und Hofflohmärkte sind weitere beliebte Veranstaltungen für alle Leseinteressierten aus dem Kiez. Und dann gibt es da noch das Flohmarkt­lädchen, das von 14 bis 18 Uhr eine tägliche Anlaufstelle für alle ist, die Gebrauchtbücher kaufen möchten. 

Büchertisch

Auf Entdeckungstour durch den „Vollguter Gemeinschaftsgarten“ (Foto: Berliner Büchertisch)

Für Kinder hat das Flohmarktlädchen eine besondere Funktion. Die Aktion „Ein Kind, ein Buch“ erlaubt es jungen Leser*innen, sich täglich ein kostenloses Buch mitzunehmen. In der Umgebung gibt es nämlich nicht nur viele Grundschüler*innen mit Leseschwierigkeiten, sondern auch viele, die gar keine eigenen Bücher besitzen. Gleichzeitig ist die Hemmschwelle für sie oft zu groß, um in eine Bücherei zu gehen und sich dort ein Buch auszuleihen. Die Aktion ermöglicht es jungen Lesefreudigen somit, sich im Laufe der Zeit eine eigene Bibliothek aufzubauen. 

Mit dem Projekt „Rixdorf liest“ hingegen wurde ein Vorleseangebot für Schulklassen geschaffen, bei dem die Förderung sozialer Kompetenzen im Vordergrund steht. Dazu zählen beispielsweise Lesungen oder ein Bilderbuchkino für jüngere Kinder. Ein weiteres Projekt, „Zeit für Superheld*innen“, ist auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten und soll diese zur Mitgestaltung im Kiez anregen. Es handelt sich hierbei um ein mehrteiliges Workshop-Format, in dem die Themen partizipativ von den Teilnehmenden entwickelt werden und somit zur Persönlichkeitsstärkung beitragen sollen. In diesem Rahmen haben bereits Müllsammelaktionen, Besuche im Altersheim und Workshops zu persönlichen Alltagsheld*innen stattgefunden.

Büchertisch

Die beiden Ehrenamtlichen Lucas und Uta bei ihrem gemeinsamen Dienst im Flohmarktlädchen (Foto: Carolina Crijns)

Neben der Förderung des Lesens und der Selbstermächtigung ist es dem Verein bei seinen Tätigkeiten vor allem wichtig, das soziale Miteinander in der Nachbarschaft angenehmer zu gestalten. So finden auch für die 50 im Verein engagierten Ehrenamtlichen monatliche Treffen statt. Diese bestehen aus einer bunt gemischten Gruppe von Studierenden, Drehbuchautor*innen, Richter*innen, Lehrpersonen oder Rentner*innen und vielen mehr. Gemeinsam betreiben sie das Flohmarktlädchen, nehmen Bücherspenden an, sortieren diese, packen Spendenkisten für Schulen und Kitas, lesen Kindern bei Veranstaltungen vor, basteln mit ihnen oder befüllen den öffentlichen Bücherschrank am Alfred-Scholz-Platz. Die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, sind also vielfältig. Wer Teil davon werden möchte, kann sich jederzeit beim Verein melden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Berliner Büchertisch auch finanziell oder nach Absprache durch Spenden von gut erhaltenen Büchern, CDs, Schallplatten, Spielzeug oder Brettspielen zu unterstützen.

Büchertisch

Im Projektraum des Büchertisch e. V. geht es immer wieder bunt zu (Foto: Zuhause e. V.)

Bei den zahlreichen unterschiedlichen Angeboten des Vereins geht es letztlich vor allem darum, mehr Menschen eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Denn wer nicht lesen kann, kann sich auch nicht in gleichem Maße an ihr beteiligen. Abgesehen vom Bildungsauftrag wird durch das Erschließen imaginativer Welten auch die Vorstellungskraft gestärkt, was vor allem in Zeiten, in denen Entwicklungen festgefroren scheinen, von großer Bedeutung ist. Zudem kann durch den Austausch von Geschichten und Büchern das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. Denn auch in einer zunehmend digitalen Welt sind Geschichten immer noch das, was Menschen miteinander verbindet.

Carolina Crijns, raumscript