„Potenzial lokal“ heißt das Oberthema der 13. Ausgabe des Magazins BROADWAY Neukölln. Im zweiten Jahr der Pandemie war es dem Redaktionsteam besonders wichtig, einige der besonderen und vielfältigen Potenziale des Zentrums Neukölln ins Blickfeld zu rücken. Diese Potenziale sind es, die Kraft und Anziehungskraft entfalten, sich abheben und damit besondere Angebote für die Menschen hier und die Gäste des Zentrums Karl-Marx-Straße machen.

Stand Dezember 2021

Weichenstellung für das Kindl Konglomerat

Ende Oktober wurde das Werkstattverfahren Kindl Konglomerat für das Grundstück oberhalb der ehemaligen Vollguthallen entschieden. Zur Auswahl standen drei beeindruckende städtebauliche Entwürfe für diesen traditionsreichen und besonderen Ort im Zentrum Neuköllns. Die Entscheidung fiel zugunsten des Entwurfs „KINDL-Hallen“.

Es war keine leichte Planungsaufgabe, die den drei ausgewählten Planungsteams aus Architektur und Landschaftsarchitektur in der Wettbewerbsauslobung im Frühsommer 2021 mit auf den Weg gegeben wurde. Dort, wo derzeit noch die Kartbahn zu finden ist, sollen in Zukunft eine Schule und andere Nutzungen bestmöglich in das räumliche und soziale Umfeld eingefügt werden. Dabei sollten die neuen möglichen Baukörper so angeordnet werden, dass Freiräume mit einer hohen Qualität und Zugänglichkeit entstehen. „Die Stadt“ soll an dieser Stelle also „im Bestand“ weitergebaut und mit den Nutzungen im umliegenden Kiez, aber auch mit den Kellergeschossen der Fläche vernetzt werden.

Ein Projekt mit großer Bedeutung für den Bezirk
Der Umbau des Kindl-Areals ist für die Entwicklungen im Lebendigen Zentrum und Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße / Sonnenallee von hoher Bedeutung. Daher wurde im Rahmen einer engen inhaltlichen Zusammenarbeit zwischen Bezirk und der Eigentümerin, der Schweizer Stiftung Edith Maryon und ihrer Tochter Terra Libra Immobilien GmbH, beschlossen, für das Grundstück ein sogenanntes Werkstattverfahren durchzuführen. Hierbei wird in relativ kurzer Zeit parallel an Lösungsvorschlägen gearbeitet und es bietet Mitwirkungsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit. Das Ergebnis ist nicht abschließend, sondern dient als Grundlage für die weitere Abstimmung. Das Werkstattverfahren wurde von der Eigentümerin finanziert, der Bezirk unterstützte mit einem öffentlichen Beteiligungsprozess. Die einzelnen Stufen und Ergebnisse der öffentlichen Beteiligung sind unter www.kms-sonne.de/kindl-konglomerat nachzulesen.

Die Entwürfe

Eine ausführliche Darstellung der Entwürfe und des gesamten Verfahrens finden Sie unter: www.kms-sonne.de/kindl-konglomerat

Kindl Konglomerat

Der siegreiche Entwurf „KINDL-Hallen“ von ff-Architekten Feldhusen Fleckenstein PartG mbB mit häfner jiménez betcke jarosch landschaftsarchitektur gmbh aus Berlin

KINDL-Hallen als Lern-, Arbeits- und Begegnungsort – Das einberufene Obergutachter*innen-Gremium wählte den Entwurf „KINDL-Hallen“ mit großer Mehrheit an die erste Stelle. Die Arbeit möchte die bestehende Halle so weit wie möglich erhalten und dafür die vorhandene Trägerstruktur ertüchtigen. Der Entwurf schafft damit flexible Räume für neue Nutzungen. Gleichzeitig soll in einer Strategie des Up­cyclings ressourcensparend gebaut werden. Südlich entsteht die „Kindlpromenade“ als langgestreckter Freiraum, der zugleich eine übergreifende Erschließung für die „Werkhöfe“ darstellt, die an die typischen Berliner Gewerbehöfe erinnern. Mehrfachnutzungen sind in vielerlei Hinsicht möglich. Die Schule orientiert sich zum Kindl-Hof. Das Dach der „KINDL-Hallen” wird begehbar konstruiert und sowohl von der Schule als auch von der Öffentlichkeit genutzt werden können.

Kindl Konglomerat

Entwurf „Kindlgarten“ von Studio Vlay Streeruwitz aus Wien mit Atelier le Balto aus Berlin

Kindlgarten – Der Entwurf „Kindlgarten“ ist geprägt von großen Freiräumen, die sich im Tagesverlauf verändern können. Gelobt wurde von den Obergutachter*innen die Poesie und Zukunftsvision des Entwurfs, der neugierig gemacht hat. Der Städtebau entwickelt sich in Form von „schwebenden Häusern“ in die Höhe und lässt darunter, auf dem leergeräumten Plateau und freigelegten Hallentragwerk, Raum für viele unterschiedliche Nutzungen.

Kindl Konglomerat

Entwurf „Kindlhöfe“ von Kersten Kopp Architekten mit capattistaubach urbane landschaften aus Berlin

Kindlhöfe – Der Entwurf „Kindlhöfe“ hat die Flächen mit einem Abriss der Halle und einen Neubau komplett neu gedacht. Mit dieser Herangehensweise kann der neue Baukörper sehr effizient angeordnet werden. Er bildet mehrere Höfe, die mit einem unterschiedlichen Grad an Öffentlichkeit genutzt werden können. Schule und Schulhof liegen im geschützteren östlichen Teil des geplanten Gebäudes.

Und wie geht es weiter?
Es kann derzeit noch nicht genau abgeschätzt werden, wann hier der erste Spatenstich erfolgen kann. Auf Basis des gefundenen städtebaulichen Konzepts können nun die weiteren fachlichen Detailplanungen erfolgen. Der Entwurf dient somit als Grundlage für einen sogenannten „Konglomeratsplan“, der jetzt eng mit dem Bezirk abgestimmt wird.

Jule Klandt und Stephanie Otto, raumscript, mit subsolar* architektur & stadtforschung