Der Broadway Nº 8 – 2016/2017 widmet sich dem Thema „Kontraste“ und spielt damit auf die vielen unterschiedlichen Entwicklungen im Bezirkszentrum Karl-Marx-Straße an.

Zu den Themen Begegnung, Handel, Stadtentwicklung und Kultur werden Artikel gegenübergestellt: Wandel und Kontinuität, das Mit- und Nebeneinander der Entwicklungen, das Bezirkszentrum als Mikrokosmos seiner Bewohner und Besucher.

Pop-Kultur setzt auf Neukölln

Neukölln ist nicht nur ein Ort der Subkultur, es ist auch Aushängeschild der kommerziellen Pop-Szene. Das Festival „Pop-Kultur“ war 2016 zu Gast in ausgesuchten Neuköllner Locations. Hier wurde nicht nur Musik gemacht, hier tauschten sich Künstler und Unternehmen aus. Gleichzeitig präsentierte das Festival im Namen der Stadt Berlin dem Publikum eindrucksvolle Veranstaltungsorte. Das Zentrum Neuköllns war auch in diesem Zusammenhang eine Entdeckung wert.

Konzert

Konzert während der „Pop-Kultur“ 2016 © Pop-Kultur, Janto Djassi Rößner

Es wurde wieder laut im Kiez. Neukölln hat ein neues Festival bekommen: Vom 31. August bis 2. September 2016 zog das „Pop-Kultur“, nach einem erfolgreichen Auftakt im Friedrichshainer Berghain 2015, in den Straßen-Fächer Sonnenallee/Karl-Marx-Straße/Hermannstraße. Für drei Tage und Abende hatte man sich hier sieben Festivalorte ausgesucht: SchwuZ, Heimathafen, Huxleys Neue Welt, Passage Kino, Prachtwerk, Keller und das Vollgutlager. Geleitet wird „Pop-Kultur“ von Katja Lucker und dem Team des Musicboard Berlin. Für die Ausgestaltung des Festivals gab es eine finanzielle Unterstützung von der Berliner Senatskanzlei und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung der EU.

Die beiden Kuratoren, Martin Hossbach und Christian Morin, konnten u. a. die legendäre türkische Sängerin Selda Baǧcan und die israelischen Chartstümerinnen A-wa gewinnen. Auch der von Sonic Youth bekannte Musiker Thurston Moore gehörte mit seiner neuen Band zu den über 60 Acts. Aus Berlin waren u. a. Brandt Brauer Frick, Kate Frankie als Teil des Duos Keøma, das Bonaparte-Nebenprojekt Mule & Man und elek-tronische Künstler wie Newcomer Heimer und Alex.Do oder aber die kuwaitische Produzentin Fatima Al Qadiri dabei, die gerade erst nach Berlin gezogen ist. Die in der Szene bekannte Moderatorin Simi Will moderierte im Prachtwerk eine Spezial-Ausgabe ihrer Talk-Show.

Mit gleich zwei Ansätzen will sich „Pop-Kultur“ bei der Pop-interessierten und neugierigen Zielgruppe von anderen Festivals absetzen: Zum einen war das Programm gespickt mit Welt- und Deutschlandpremieren neuer Musik, die so erstmals live in Neukölln zu erleben waren (und nicht anderswo!), zum anderen wurde eine Mischung aus Konzerten, DJ-Sets, Filmen, Talks und Lesungen geschaffen. Pop sollte so in möglichst vielen, teilweise noch unbekannten Facetten erlebbar werden. Das Team selbst sah die drei Tage als „produktives Labor der Ideenverwirklichung“.

Dafür gab es bei der Premiere im Berghain im letzten Jahr schon viel Lob von der internationalen und überregionalen Presse für das Nachfolge-Festival der eingestellten Berlin Music Week. Auch darüber hinaus ist „Pop-Kultur“ mehr als ein „normales“ Festival: Es ist nicht nur Austauschort für Musiker und Entscheidungsträger aus Musikszene, Politik und Wirtschaft. Mit dem „Pop-Kultur Nachwuchs“ gab es zudem ein zweitägiges Coaching-Programm für junge Menschen aus allen Bereichen der Branche – von der Musikerin über den Journalisten bis hin zur Labelmanagerin. 250 von einer Jury ausgewählte Talente aus zahlreichen Ländern konnten sich hier von Acts aus dem Festivalprogramm und weiteren renommierten Experten in über 40 Workshops weiterbilden lassen.

Mit einem derartig breitgefächerten Anliegen sah sich die Festivalleitung in Neukölln genau in der richtigen Umgebung. Spielorte wie eben das SchwuZ und der Heimathafen haben über Jahre hinweg die kulturelle Szene vor Ort belebt, im Viertel herrscht ein junger, dynamischer Austausch zwischen Hier-Geborenen und Zugezogenen. Das „Pop-Kultur“ Festival will da keine Ausnahme bilden.

Peter Banzmann, „Pop-Kultur“