Der KARLON #3 – 2016 berichtet mit dem Schwerpunkt Wohnen über die Entwicklungen im Aktiven Zentrum und Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee. Hier wird viel daran gearbeitet, das Wohnumfeld den gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen anzupassen. Dazu gehören die Modernisierung und der Ausbau der Schulen, Straßen, Grünverbindungen und Fahrradwege.

Mehr als ein Traum

Die Karl-Marx-Straße im Jahr 2026

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Wie sieht die Zukunft der Karl-Marx-Straße in zehn Jahren aus? Versetzen wir uns doch einmal ins Frühjahr 2026 und nehmen Platz auf dem Alfred-Scholz-Platz.

Vor 20 Jahren begannen die Planungen, die Karl-Marx-Straße zukunftsfähig zu gestalten. Der Leidensdruck war hoch – sowohl bei der Politik als auch bei Bürgerinnen und Bürgern, Händlern und Unternehmen. „Leerstand“, „Billig-meile“, unattraktiv war der Gang auf die Magistrale des Bezirks Neukölln. Spätestens mit der Aufnahme der Karl-Marx-Straße in das Städtebauförderprogramm Aktive Zentren waren die Ziele für die weitere Entwicklung beschlossen. Seitdem liefen die Planungen und die massive Umgestaltung des öffentlichen Raums. Schrittweise veränderten sich auch Handel, Gastronomie und Kultur. Das Zentrum von Neukölln wurde aber nicht nur durch den Umbau der Straße verändert. Vielmehr reagierte der Umbau auch auf eine Veränderung des Verhaltens der Bürgerinnen und Bürger.

Wir schauen uns um: Wir sind mit dem Rad gekommen und haben es im Fahrradparkhaus in der Ganghoferstraße abgestellt und uns zunächst an der Rixbox einen frischen Kaffee geholt. Auf den Bänken sitzen wir unter den Bäumen mit dem frischen Grün und können die Karl-Marx-Straße in beiden Rich-tungen gut hinuntersehen. Es sind wieder viele Menschen aus aller Herren Länder auf der Straße unterwegs.

Es ist hier in den vergangenen zehn Jahren leiser geworden; der Aufenthalt ist angenehm. Was machen wir zuerst? Schauen wir im umgebauten ehemaligen Schnäppchencenter, was die Neuköllner Designer an Frühjahrsmode im Angebot haben oder erledigen wir als erstes die Dinge beim Arzt und im Rathaus? An der Straße wird immer noch viel gewohnt und gearbeitet, weshalb die Versorgung mit Lebensmitteln in der unmittelbaren Nähe wichtig ist. Es gibt auch die sogenannten Nahversorger noch, die immer gut und schnell erreichbar sind. Dazu überqueren wir sicher und ohne Angst die Straße an einer Mittelinsel und machen unsere Besorgung im Untergeschoss vom Marxcity.

Nach der ganzen Anstrengung haben wir noch Lust auf einen kleinen Imbiss, den wir auf dem breiten Gehweg in der Richardstraße bei „unserem Türken“ einnehmen. Es wird langsam dunkel und die neue Beleuchtung in der Straße verbreitet ein angenehmes Licht. Vielleicht sollten wir doch noch ein wenig Kultur mitnehmen, bevor wir wieder nach Hause fahren? Ein Besuch in der Neuköllner Oper vielleicht. Der zweite Vorschlag überzeugt mich heute mehr. Wir gehen kurz die Neckarstraße hoch und erreichen über die Kindl-Treppe das Zentrum für zeitgenössische Kunst. Neben dem Biergarten wird heute Abend in der ehemaligen Kesselhalle ein Konzert gegeben.

Horst Evertz