Dies ist ein Artikel ist aus dem KARLSON #7 – 2020, der Zeitung für das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee.

Stand Juni 2020

Wie sieht der Karl-Marx-Platz der Zukunft aus?

Planungen für die Umgestaltung werden erarbeitet

Der Karl-Marx-Platz bildet aus Richtung der Karl-Marx-Straße mit seiner markanten Dreiecksform den Auftakt zum historischen Rixdorf. Er ist begrenzt von gründerzeitlichen Wohn- und Geschäftshäusern mit vielen kleinen Fachgeschäften. Auf dem Platz findet zweimal in der Woche der beliebte „Wochenmarkt Rixdorf“ statt. Doch der Platz ist in die Jahre gekommen, ein Umbau soll im Rahmen des Sanierungsgebiets gefördert werden.

Karl-Marx-Platz

Aktuelle Situation des Karl-Marx-Platzes mit dem erweiterten Untersuchungsbereich der „Schnalle“

Der Karl-Marx-Platz zeigt heute deutliche Gestaltungs- und Funktionsmängel: schadhafte Beläge, ein nicht mehr genutzter Pavillon, eine grüne Platzspitze, die zunehmend zuwuchert und vermüllt. Besonders problematisch ist die Radwegeführung auf der Nordseite des Platzes: der Radverkehr verläuft hier nicht nur über Kopfsteinpflaster, sondern auch entgegen einer schmalen Einbahnstraße. Damit gab es Grund genug, den Karl-Marx-Platz in die Liste der zu fördernden Umbaumaßnahmen im Sanierungsgebiet aufzunehmen.

Erste Entwürfe für den Karl-Marx-Platz
Öffentliche Plätze müssen vielen Ansprüchen in Bezug auf Gestaltung und Nutzung gerecht werden. So auch der Karl-Marx-Platz, dessen Umbau ab dem Jahr 2021 durch Gelder aus dem Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ gefördert werden soll. Die Umgestaltung des Karl-Marx-Platzes resultiert aus einem in 2018 erarbeiteten Gesamtkonzept zur Verkehrsberuhigung in Rixdorf. Wesentliches Ziel ist, dass der Karl-Marx-Platz auf der nördlichen Platzseite künftig mit dem Rad gefahrlos passiert werden kann. Gleichzeitig soll die Aufenthaltsqualität verbessert und die Nutzung des Wochenmarkts gestärkt werden.

Ein erster Entwurfsvorschlag wurde im Oktober 2019 durch das vom Straßen- und Grünflächenamt Neukölln beauftragte Verkehrsplanungsbüro LOPP Ingenieure im Rahmen einer gut besuchten Informationsveranstaltung im Rathaus Neukölln vorgestellt. Die präsentierten Entwürfe sahen zwei Schwerpunkte vor. Zum einen soll die Platzoberfläche erneuert und an die Anforderungen der Marktnutzung angepasst werden. Dazu zählt auch, dass die „grüne Spitze“ zugunsten einer Erweiterung der Marktfläche umgestaltet wird. Zum anderen soll an der nördlichen Platzgrenze eine asphaltierte Fahrradspur für den Fahrradverkehr von der Karl-Marx-Straße in Richtung Richardplatz entstehen. Zudem wird die Fahrbahn auf der nördlichen Seite asphaltiert, sodass auch der Fahrradverkehr in der Gegenrichtung gestärkt wird. Die Präsentation zu dem Entwurfsvorschlag kann unter kms-sonne.mmserver.org/projekte/karl-marx-platz angesehen werden.

Auf der Informationsveranstaltung wurden diese Vorschläge größtenteils begrüßt. Darüber hinaus wurden aus dem Publikum weitere Planungs- und Gestaltungsideen vorgeschlagen. Dazu gehören vor allem die Wünsche, den Durchgangsverkehr durch die Schließung der sogenannten „Schnalle“ (der Verengung im Straßenraum zwischen Karl-Marx-Platz und Richardplatz) zu reduzieren, die Radwegeführung in Richtung Richardplatz zu verbessern und die Aufenthaltsqualität zu steigern, indem die Anzahl der Kfz-Stellplätze verringert sowie die südliche Fahrbahn des Platzes in das Gestaltungskonzept einbezogen wird.

Karl-Marx-Platz

Die nördliche Platzseite soll künftig gefahrlos passiert werden können (© Bergsee, blau)

Die Weiterentwicklung der Planung
Die vorgeschlagenen Ideen wurden vom Straßen- und Grünflächenamt hinsichtlich ihrer Machbarkeit und der Auswirkungen auf die bisherigen Planungen bewertet. Mit den Vorschlägen ist eine deutlich umfassendere Platzgestaltung als bisher vorgesehen verbunden. Nun werden durch das beauftragte Planungsbüro drei Planungsvarianten untersucht, von denen sich zwei auf die „Schnalle“ zwischen Karl-Marx-Platz und Richardplatz sowie eine auf die südliche Fahrbahn am Karl-Marx-Platz beziehen.

  • Variante 1 sieht die einseitige Schließung der „Schnalle“ mit der Anordnung eines Wendehammers auf Höhe des Grundstücks Karl-Marx-Platz 14 vor. Durch diese Variante entsteht eine Sackgasse. Die dadurch bedingten Wendemanöver des Kfz-Verkehrs (Anlieferung, BSR etc.) stehen tendenziell im Konflikt mit dem Radverkehr, da die vorgesehene Fahrradspur gekreuzt wird.
  • Variante 2 sieht die beidseitige Schließung der „Schnalle“ zwischen Karl-Marx-Platz und Richardplatz vor, wobei das Durchfahrtsrecht nur für Anwohnerinnen und Anwohner, die Feuerwehr sowie Ver- und Entsorgungsbetriebe gestattet wird. Diese Variante führt zu einer kleinen „Fußgängerzone“ zwischen Karl-Marx-Platz und Richardplatz. Allerdings würde sich die Organisation des Durchfahrtsrechts sehr komplex darstellen. Die Einrichtung automatischer Senkpoller ist sehr kostenintensiv und wartungsanfällig, die alternative Installation abschließbarer Klapp-Pfosten ist ebenfalls abstimmungsintensiv und fehleranfällig.

Beide Varianten hätten zudem zur Folge, dass der Binnenverkehr im Richardkiez nicht mehr über den Karl-Marx-Platz in Richtung Westen bzw. Süden abfließen könnte, sondern über Richardstraße – Braunschweiger Straße – Zeitzer Straße und Saalestraße verlaufen müsste.

Karl-Marx-Platz

Blick auf die sanierungsbedürftige grüne Spitze des Karl-Marx-Platzes (© Bergsee, blau)

  • Variante 3 beinhaltet die umfassende Gestaltung des südlichen Bereichs des Karl-Marx-Platzes inklusive einer Verkehrsberuhigung und dem Wegfall von Kfz-Stellplätzen. Die „Schnalle“ wird wie bisher für den beidseitigen Kfz-Verkehr offen gehalten. Der südliche Straßenbereich wird an das Platzniveau und die Platzgestaltung angeglichen, sodass insgesamt eine einheitliche Gestaltung entsteht. Die südliche Fahrbahn wird mithilfe von Pollern auf 3,50 Meter begrenzt, sodass die dort aktuell vorhandenen Stellplätze entfallen und ausschließlich fließender Verkehr ermöglicht wird.

Geprüft wird darüber hinaus, die Stellplätze auf der Nordseite über sogenannte Gehwegvorstreckungen zu reduzieren sowie die verbleibenden Stellplätze zu asphaltieren, um hier eine einheitliche Oberflächengestaltung zu gewährleisten. Lieferzonen für die Gewerbetreibenden würden weiterhin berücksichtigt.

Was sind die weiteren Schritte?
Noch in diesem Jahr werden die Planungen und somit auch das zukünftige Aussehen des Karl-Marx-Platzes ein großes Stück präziser werden. Die drei Varianten werden aktuell auf ihre Machbarkeit überprüft. Die Ergebnisse der Varianten­untersuchung werden den Anwohner*innen, den Gewerbetreibenden sowie allen Interessierten dann über ein geeignetes Format ausführlich vorgestellt werden. Über den weiteren Verlauf der Planungen und das Format der Präsentation werden wir Sie unter anderem auf der Internetseite kms-sonne.mmserver.org/projekte/karl-marx-platz rechtzeitig informieren.

David Fritz, Thomas Fenske