Im Broadway Nº 11 – 2019/2020 nehmen wir das Thema „Vielfalt“ beim Wort: Von den ganz unterschiedlichen Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammenleben in Vielfalt, über die Vielfalt der Flächennutzung im Handel, tierische Artenvielfalt, queeres Leben, Vielfalt der Kulturen und Religionen und weitere vielfältige Aspekte des Lebens und Arbeitens im Bezirkszentrum Karl-Marx-Straße.
Vielfalt als Markenzeichen – Markttreiben auf dem Karl-Marx-Platz
Jeden Mittwoch und Samstag werden auf dem Karl-Marx-Platz enge Gassen aus Marktständen aufgebaut und ein lebendiges Treiben beginnt. Unweit der historischen Mitte Rixdorfs finden die Kund*innen hier neben Bulgur und Börek, Bio-Äfel aus der Region, Rosen, Rosmarin oder Öko-Kaffee.
© Susanne Tessa Müller
Der Markt als Treffpunkt für die Nachbarschaft – das ist neben dem Angebot an guten Lebensmitteln und dem besonderen Einkaufserlebnis das Ziel der marktplaner, Marktbetreiber auf dem Karl-Max-Platz. Entscheidend für einen guten Markt ist demnach, dass die Qualität des Angebots auf eine gute Atmosphäre trifft. Auch die Nachbarschaft muss sich in dem Angebot wiederfinden. Die marktplaner entwickeln in ganz Berlin, aber vor allem in Neukölln Wochen-, Kreativ- und Flohmärkte. Neben dem Anspruch, Berlin mit frischen und regionalen Produkten zu versorgen, bieten sie Live-Bühnen, Marktaktionen, Sitzgelegenheiten und vielfältiges Streetfood an, um den Kund*innen einen erlebnisreichen Einkauf zu bieten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei in der nachhaltigen Standortentwicklung. Angebote werden für und mit den Akteuren am Standort entwickelt, die marktplaner wollen mit ihrer Arbeit aber auch die Gemeinschaft und Unterstützung der Händler*innen untereinander stärken.
Herr Fink, der Karl-Marx-Platz wird voraussichtlich ab 2020 umgebaut werden. Was bedeutet dies für den Markt auf dem Platz?
Den geplanten Umbau finden wir äußerst gelungen: erstens wird das gefährliche Stolperpflaster ersetzt, die verfallene Betonbank samt dahinter liegender Schmuddel- und Sperrmüllecke fällt zum Glück auch weg. Und mit der Entwicklung des gesamten Platzgefüges bis hin zur Sperrung für Kfz in den Richardkiez hinein sowie der Vorstreckung der Gehwege wird ein attraktiver neuer Stadtplatz entstehen. Wir freuen uns schon auf die Kaffee- und Streetfoodstände im Schatten der Bäume an der zukünftigen ruhigen Spitze.
Nikolaus Fink ist Chef des Unternehmens „diemarktplaner“
Elzbieta Cichowlas – Polnische Spezialitäten aus der Region
© Susanne Tessa Müller
Wer auf der Suche nach Gartentomaten, essbaren Sonnenblumen oder Roter Bete ist – sogar mit Blättern –, wird auf dem Wochenmarkt bei Elzbieta Cichowlas fündig. Schon das zweite Jahr in Folge stehen Kund*innen sehr früh und bei jedem Wetter mittwochs und samstags vor ihrem Stand Schlange. Frau Cichowlas bringt jede Woche frische Obst- und Gemüseerzeugnisse aus der Region um Breslau. Sie kauft bei verschiedenen Kleinproduzenten selbst ein und bietet ihre Produkte mit der Unterstützung ihrer drei Kinder auf dem Wochenmarkt Rixdorf an. Der Stand voll frischer bunter Waren lädt ein, in der Küche kreativ zu werden. Menschen aus vielen Ländern finden hier die Zutaten für ihre Heimatküche. Auch Frau Cichowlas schätzt den Markt: „Das Besondere hier ist die familiäre Atmosphäre, die Händler*innen unterstützen sich untereinander und es gibt viele Stammkund*innen, die wöchentlich bei mir einkaufen.“
Yaser Baykal – Türkische Backwaren und Spezialitäten
© Susanne Tessa Müller
Ein Sac ist das erste, was auf dem Stand von Yaser Baykal auffällt. Zwei Frauen bereiten den Teig zu, schnippeln Spinat und schneiden Schafskäse, um anschließend die Peynirli Gözleme auf der leicht konvex gewölbten, runden Metallplatte vor Ort zu backen: frischer geht es nicht.
Herr Baykal und seine Frau bieten neben frischem Gözleme außerdem Börek, Sesam- und Butterringe sowie Fladenbrot an. Herr Baykal ist auf mehreren Märkten in Neukölln mit seinen Backwaren vertreten, u. a. auf dem Markt auf dem Hermannplatz. Auf dem Karl-Marx-Platz gehe es aber ruhiger zu, hier kommen neben Tourist*innen viele Anwohner*innen aus dem Kiez zum Stand.
Stephanie Otto und Tania Salas, raumscript, Nikolaus Fink, diemarktplaner