Dies ist ein Artikel ist aus dem KARLSON #12 – 2025, der Zeitung für das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee.

Stand Dezember 2025

Unterirdische Stadtgeschichten

Altlasten verteuern den Umbau des Schulhofs der Elbe-Schule

Was für Bodengutachter ein spannendes Stück Stadtgeschichte birgt, dürfte die Schulkinder der Elbe-Schule wohl weniger erfreuen. Untersuchungen haben ergeben, dass der Boden unter dem Schulhof stark mit Schadstoffen verunreinigt ist. Der schadstoffhaltige Boden muss entsorgt und ausgetauscht werden und dies führt zu erheblichen Mehrkosten, die finanziert werden müssen. Geplant ist dennoch, im Jahr 2026 mit der Umgestaltung zu starten.

Altlasten aus Trümmerschutt sind gerade im Norden Neuköllns ein altbekanntes Problem. Bei neuen Bodenuntersuchungen des Schulgeländes stieß man aber ­auf zusätzliche Herausforderungen. Neben Trümmerschutt wurden in den oberen Lagen der Torfschichten in 2,5 Metern Tiefe auch giftige Schwermetalle nachgewiesen. Die Aufschüttungen stammen aus den 1850er Jahren, als im Zuge der Industrialisierung der Bedarf an Wohnraum und zusätzlicher Siedlungsfläche stieg. Maßgeblich für die Stadterweiterung war der im Jahr 1862 in Kraft getretene Hobrecht-Plan. Dieser legte die Bebauung für die Umgebung Berlins fest und veranlasste die Anfertigung von Bleirohren für die Kanalisation. Die Zwischenprodukte aus der Herstellung dieser Rohre wurden vermutlich in dem an Spree und Kanälen gelegenen Neukölln zwischengelagert, da sie von hier aus per Schiff weiter transportiert werden konnten. Für erhöhte Kupfer- und Zink-Gehalte könnten Ende des 19. Jahrhunderts auch Abfälle aus Bronze-Gießereien und Materialien der AEG-Werke Oberschöneweide gesorgt haben. Dadurch lagerten sich Schwermetalle an der Bodenoberfläche ab. Diese wurde im Zuge von Bebauungen anschließend begradigt, sodass die gefährlichen Schwermetalle Blei, Kupfer und Zink bis heute in den überarbeiteten Torf-Schichten des Bodens gespeichert sind.

Schematische Darstellung einer unterirdischen Versickerungsanlage mit Rigolen

Zu einer weiteren Schadstoffbelastung kam es etwa 70 Jahre später durch den im Zweiten Weltkrieg entstandenen Trümmerschutt. Auch dieser enthält aufgrund der Verbrennungsrückstände Giftstoffe – insbesondere polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Die Bodenverunreinigungen bilden heute ein wesentliches Hemmnis, klimafreundliche Versickerungsflächen zu schaffen. Idealerweise sollte Niederschlagswasser vor Ort gespeichert und schadlos versickern können. Damit wird für kühlere Umgebungstemperaturen sowie eine Bewässerung der belebten Oberbodenzone gesorgt. Die ursprünglich geplante großflächige Entsiegelung des Schulhofs ist aufgrund der jüngsten Erkenntnisse nicht mehr möglich, da die Menge des Bodens, der dafür ausgetauscht und entsorgt werden müsste, zu große Kosten verursachen und die Baumaßnahmen den Schulbetrieb zu lange Zeit massiv behindern würden. Die neue Planung sieht deshalb vor, dass das Regenwasser über Punktabläufe und Rinnen abgeleitet, vorgefiltert und anschließend in eine neue zentrale unterirdische Versickerungsanlage eingeleitet wird. Auch führen die Belastungen des Bodens dazu, dass die älteren vorhandenen Sickerschächte auf dem Schulgelände, die noch mit der Abwasserkanalisation verbunden sind, nicht mehr betrieben werden können. Es besteht die Gefahr, dass die Schadstoffe ins Grundwasser ausgewaschen werden. Die neue große Versickerungsanlage soll zukünftig die bestehenden Sickerschächte ersetzen. Zudem muss dort, wo versickert werden soll, der schadstoffbelastete Boden über dem Grundwasser vollständig ausgetauscht werden.
Carolina Crijns