Wie aber wird durch den Umbau die Karl-Marx-Straße barrierefreier? Vor allem bekommt der Fuß- und Radverkehr durch den Umbau der Straße mehr Platz. Es gibt nach dem Umbau durchgehend eine Fahrradspur pro Richtung und breitere Seitenräume für den Fußverkehr. Sondernutzungen im Seitenraum, wie zum Beispiel Möbel der Gastronomie oder Werbetafeln, werden beschränkt, um die Gehwege so breit wie möglich zu lassen. Geh-, seh- und kognitiv eingeschränkte Personen erhalten neue bauliche Hilfen. Dazu gehören abgesenkte Bordsteine, kontrastreiche Straßenbeläge (Gehbahn, Unter- und Oberstreifen) und sogenannte Aufmerksamkeitsfelder an Stellen, an denen die Straße überquert werden kann. Dies hilft vor allem sehbehinderten Menschen. Es wurden zudem soweit wie möglich neue Bänke für nötige Verschnaufpausen aufgestellt. An der Bio Company wurde das Niveau des Gehwegs angeglichen und neue Aufzüge an der Kindl-Treppe und am U-Bahnhof Karl-Marx-Straße für all jene gebaut, für die das Treppensteigen schwierig ist.
Trotz all dieser Maßnahmen bleibt der Straßenquerschnitt der Karl-Marx-Straße aber begrenzt und wird immer wieder Nutzungskonflikte hervorbringen und Kompromisse nötig machen. Der vorhandene Platz reicht nicht aus für alle Interessen und alle Formen des Verkehrs. Deshalb müssen sich vor allem die schwächeren Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf eine breite Unterstützung der Politik, Verwaltung, aber auch private Projektentwicklungen sowie rücksichtsvolle Mitmenschen verlassen können.
Stephanie Otto, raumscript