Herr Altenhof, was unterscheidet die Neuköllner Oper von anderen Kultureinrichtungen entlang und abseits der Karl-Marx-Straße?
Uns war es schon immer ein besonderes Anliegen, Neukölln und speziell die Karl-Marx-Straße in unsere Produktionen einzubeziehen und dem Publikum näherzubringen. Damit heben wir uns auch von anderen Opernhäusern ab. Während andernorts klassische und bekannte Stücke gespielt werden, greifen wir Geschichten, Stimmungen sowie aktuelle Ereignisse und Herausforderungen aus dem Kiez, der Stadt und der Gesellschaft auf und bringen diese auf die Bühne. Eine meiner Aufgaben ist es daher, mit den Menschen, die hier leben und arbeiten, in den Austausch zu treten und mir ein Bild von all dem zu machen. Als die Neuköllner Oper 1988 nach Neukölln kam, und dann auch noch hier in die Karl-Marx-Straße, dachten wohl viele: ‚Eine Oper? Das ist das Letzte, was Neukölln braucht.‘ Als die Menschen jedoch erkannten, wie wir mit unserer Arbeit und Herangehensweise das Zusammenleben und den Stadtraum bereichern, änderte sich diese Haltung schnell. Sie verstanden, dass wir kein konventionelles Opernhaus sind, sondern Themen aufgreifen, die uns direkt vor der Haustür begegnen.
Was macht für Sie als Kulturhaus das Zentrum Karl-Marx-Straße so attraktiv?
Die Karl-Marx-Straße war schon immer eine bedeutende Magistrale in Neukölln. Und das ist sie auch heute noch. Besonders schätzen wir die reizvolle Lage. Die Passage, in der wir unsere Räume haben, verbindet nicht nur die Karl-Marx-Straße mit der Richardstraße, sondern auch mit dem alten Ortskern von Neukölln, Rixdorf. Doch nicht nur heute, sondern auch schon damals hatte dieser Standort seinen Reiz. So war die Karl-Marx-Straße, als wir hierher zogen, stark von Leerstand geprägt. All die ungenutzten Flächen boten uns aus künstlerischer Sicht ungeahnte Potenziale zur Bespielung. Heute zeigt sich die Karl-Marx-Straße in einem völlig neuen Licht. Die vielen neuen Gebäude und Nutzungen bringen eine außergewöhnliche Dynamik und Vielfalt in den Kiez. Davon profitieren auch wir. Darüber hinaus ist die Karl-Marx-Straße neben der Sonnenallee nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsstandort in und für Neukölln, sondern eben auch ein bedeutsamer Kulturraum.