Der KARLON #4 – 2017 legt den Schwerpunkt auf den Prozess der Sanierung. Es werden grundlegende Abläufe erläutert und Einblicke in den Umsetzungsstand der aktuellen Projekte gegeben.

Gute Kommunikation trägt viel zum Gelingen bei

Die Sanierung des Ernst-Abbe-Gynasiums wird abgeschlossen

Die Sanierung des Ernst-Abbe-Gymnasiums wird nach fünf Jahren in diesem Sommer beendet. Über die Erfahrungen sprach Stephanie Otto für den KARLSON mit dem Schulleiter, Tilmann Kötterheinrich-Wedekind.

Schulleiter

Schulleiter Tilmann Kötterheinrich-Wedekind im frisch sanierten Schulgebäude

KS: Was hat der umfassende Sanierungsprozess für die Schule bedeutet?

K-W: Es war eine Grundsatzentscheidung, den Eingriff in die Bausubstanz bei laufendem Schulbetrieb vorzunehmen. Die Kosten für das Aufstellen einer Containerschule wären zu hoch gewesen. Die Sanierung ist verbunden mit einer hohen Lärm- und Geruchsbelastung, Staub und Dreck. Ein großes Problem sind die vielen Bauverzögerungen: Das Wetter, fehlende Mitarbeiter der Baufirmen, unvorhersehbare Überraschungen im Bauwerk. Es erfordert viel Flexibilität, das Schiff Schule erfolgreich durch einen solchen Sanierungsprozess zu manövrieren. Trotz der Unannehmlichkeiten sind wir alle hier aber sehr glücklich, dass diese Sanierung durchgeführt werden konnte.

KS: Waren Anpassungen der Planungen während der Bauphase notwendig?

K-W: Ursprünglich war nur eine denkmalgerechte Sanierung und soweit möglich eine energetische Ertüchtigung der Gebäude geplant. Letztlich wurde alles angefasst: alle Fassaden und Dächer wurden saniert, eine neue Bibliothek im Keller errichtet und zum Schluss noch der Schulhof komplett neu gestaltet.

Das Bezirksamt und die Planer haben sich sehr um die Demokratisierung der Planung bemüht. Schüler- und Lehrerschaft, Schulkonferenz und die Gremien wurden eingebunden und auf deren Bedürfnisse Rücksicht genommen. Der Prozess war lang. Schüler*innen, die die Planungsphase erlebt haben, verlassen nun schon die Schule. Auch das Kollegium benötigte einen langen Atem. Aber, wenn die Perspektive bei allen Beteiligten stimmt, ist so eine Sanierung gut umsetzbar.

Ernst-Abbe-Schule Turnhalle

Turnhalle nach Umgestaltung © Dario Lehner

KS: Welche praktischen Herausforderungen mussten Sie während der Umbauarbeiten bewältigen?

K-W: Die Schule wurde für die Sanierung in so genannte Slots unterteilt. Das heißt, die Sanierung erfolgte nicht nach Etagen, sondern beispielsweise nach den Vorgaben der Leitungen, Decken oder des Denkmalschutzes. Das machte die Abstimmung schwerer. Manchmal mussten die Fluchtwege täglich neu umgeleitet werden. Sicherheitsaspekte mussten durchgängig beachtet werden. Aber auch die Klausurzeiten mussten immer flexibel daran angepasst werden. Die schwierigste Zeit war aus meiner Sicht das Abitur 2016. Die Sanierung des Vorderhauses wurde begonnen und es waren Deckenbohrungen notwendig. Gleichzeitig musste das Abitur absolut störungsfrei durchgeführt werden.

KS: Wie konnten Sie den regulären Schulbetrieb organisieren?

K-W: Oft wurden Gruppen zusammengelegt oder Klassen mussten auch mal länger Unterricht haben. Dies war natürlich nur temporär und wurde rechtzeitig abgesprochen. Es gab z. B. einen Online-Plan, der alle wichtigen Informationen zur Änderung im Stundenplan an die Schüler*innen kommunizierte.

KS:Welche Möglichkeiten haben Sie jetzt durch den Umbau, die Sie früher nicht hatten?

K-W: Zunächst einmal haben wir mehr Fläche. So wurden durch den Dachausbau die Kunst- und Musikräume erweitert. Ansonsten erfüllt der Bezirk nun die Anforderungen für ein solches Schulgebäude. Dazu gehören der Schallschutz, die modernisierte Turnhalle und weitere moderne Ausstattung, wie z. B. Internetanschlüsse in den Klassenzimmern.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Öffnung der Schule für den Kiez. Wir möchten offen sein für unsere Umgebung und damit auch gute und interessierte Schüler*innen anlocken.

KS: Wie wirken sich die Umgestaltung der Gebäude und die modernisierte Ausstattung der Schule auf Schüler- und Lehrerschaft aus?

K-W: Es ist schön zu sehen, dass die Räume von allen geschätzt werden. Schmierereien finden nicht statt. Das Lernklima war hier trotz der Baustelle immer gut.

Ernst-Abbe-Schule Klassenzimmer

Moderne Unterrichtsräume

KS: Was empfehlen Sie anderen Schulen, die einen solchen Sanierungsprozess noch vor sich haben?

K-W: Es sollte vor allem Zeit für eine gute Kommunikation der Baumaßnahmen eingeplant werden. Es müssen Interessen moderiert, um Verständnis geworben, Wertschätzung gezeigt und permanent Lösungen gesucht werden, wenn sich die Planungen ändern. Insgesamt muss das Vertrauen in den Sinn der Maßnahmen und die Ausführenden stimmen. Dabei helfen z. B. Baustellenführungen mit den Eltern oder Tage der offenen Tür.

Wir sind uns bewusst, dass wir uns in einem tollen Gebäude befinden und freuen uns sehr über den Abschluss der Sanierung. Gerade an diesem Standort ist es bedeutend, dass es ein Gymnasium ist, das saniert wurde. Wir hoffen sehr, dass wir zu einer positiven Ausstrahlung im Kiez beitragen können.

KS: Ich danke für das Gespräch.

Interview: Stephanie Otto