Dies ist ein Artikel ist aus dem KARLSON #8 – 2021, der Zeitung für das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee.

Stand Juli 2021

Planungen für das Kindl Konglomerat

Städtebauliches Werkstattverfahren „Schule findet Stadt“ ist gestartet

Am 14. Juni 2021 startete ein städtebauliches Werkstattverfahren für die ehemaligen Vollguthallen. Im Bereich der bestehenden Halle sind ein (Teil-) Rückbau und eine städtebauliche Neuordnung der Flächen beabsichtigt. Eine zentrale Frage der Planungen ist: Was für Gebäude könnten anstelle der Kartbahn auf dem Kindl-Areal entstehen? Vorgesehen sind eine Schulnutzung sowie Büro, Gewerbe und Kultur. Drei Planungsteams werden bis Ende Oktober 2021 dazu Vorschläge erarbeiten.

Kindl Konglomerat

Ziel des Werkstattverfahrens
Das betreffende Grundstück liegt auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei zwischen der Rollberg- und der Neckar­straße. Östlich an die Freifläche des Kindl-Hofes grenzen die ehemaligen Brauereikeller, die aufgrund ihrer früheren Nutzung als Vollgut- und Flaschenlager „VOLLGUT“ genannt werden.

Die oberste Ebene des Brauereikellergebäudes auf dem Gelände wird derzeit noch als Kartbahn genutzt. Diese und weitere Flächen des Gebäudes sollen jedoch in den nächsten Jahren neu strukturiert und zum Teil rückgebaut werden. Mit einem Anteil von rund zwei Dritteln der künftigen Flächen (je nach Gesamtvolumen) möchte die Interkulturelle Waldorfschule Berlin mit ca. 400 Schülerinnen und Schülern einen Großteil der zu errichtenden Flächen nutzen. Weitere Nutzungen sollen zu einer guten und lebendigen Mischung beitragen. Dies könnten z. B. innovative Büro-, Gewerbe- und Kulturnutzungen sein.

Im Ergebnis des Werkstattverfahrens sollen „Art und Maß“ der baulichen Nutzung festgelegt werden, die für eine spätere Bebauung verbindlich sind. Das Maß der baulichen Nutzung bezeichnet den Grad der Grundstücksausnutzung, die Art bezeichnet Festlegungen wie gemischte oder gewerbliche Bauflächen. Außerdem sollen Aussagen zur Gestaltung und zur Erschließung der künftigen Gebäude getroffen werden. Der städtebauliche Entwurf soll insgesamt den ökologischen, sozialen und ökonomischen Anforderungen an ein zukunftsfähiges Quartier gerecht werden, das sich gut in die bestehende Nachbarschaft einfügt.

Die Planungen entstehen im Rahmen eines städtebaulichen Werkstattverfahrens, ausgelobt von der Eigentümerin Terra Libra Immobilien GmbH und betreut durch das Büro subsolar* architektur & stadtforschung. Die teilnehmenden Planungsteams werden von fachlichen Expertinnen und Experten unterstützt, u. a. zu den Themen Statik, Ökologie und Beteiligung. Zudem wird das Verfahren von einem Obergutachtergremium begleitet, dessen Mitglieder die Bauherrin bei der Auswahl des besten Entwurfs beraten.

Ehemalige Vollgut-Hallen

Für das VOLLGUT werden neue Ideen erarbeitet, © Frieder Salm

Die Hinweise der Nachbarschaft und weiteren Interessierten sind gefragt
Das Bezirksamt Neukölln unterstützt das von der privaten Eigentümerin Terra Libra Immobilien GmbH durchgeführte Werkstattverfahren mit einem öffentlichen Beteiligungsprozess. Dieser wird in zwei Stufen durchgeführt.

Nachdem im Mai zum Start des Verfahrens vor allem über eine große Postkartenaktion in der Nachbarschaft bereits erste Hinweise der Anwohnenden und Interessierten gesammelt wurden, findet als zweite Stufe der Information und Beteiligung am 30.08.2021 eine öffentliche Planungswerkstatt statt. Hier können erste konkrete Vorschläge und Entwürfe mit den Beteiligten diskutiert werden. Diese Werkstatt wird ergänzt durch ein Online-Verfahren auf der Berliner Beteiligungsplattform www.mein.berlin.de. Alle Informationen zum Verfahren und zur Planungswerkstatt gibt es unter www.kms-sonne.de/kindl-konglomerat.

Nach dem 30. August fängt die letzte Bearbeitungsphase für die Planungsteams an, in die die unterschiedlich gesammelten Rückmeldungen einfließen werden. Das Werkstattverfahren endet im Oktober 2021. Die am Ende des Verfahrens ausgewählte beste Planungsvariante wird nach Abschluss des Werkstattverfahrens weiter ausgearbeitet, mit der Bauherrin und den zuständigen Behörden abgestimmt und soll dann als „Konglomeratsplan“ zukünftigen Vorhaben zugrunde gelegt werden. Der Plan formuliert die gewünschte städtebauliche Entwicklung des Bereichs; er ist nicht als konkreter Bebauungsvorschlag zu verstehen. Die Ergebnisse sollen jedoch für die bereits konkret geplanten Umbaumaßnahmen der Kellergeschosse Rückschlüsse zulassen. Zudem sollen bestehende und künftige Nutzungsinteressen bestmöglich berücksichtigt werden.
Jule Klandt und Stephanie Otto, raumscript

Kindl-Gelände

Der Rohbau des Projekts ALLTAG ist bereits fertig, © Susanne Tessa Müller

Weitere Entwicklungen auf dem Kindl-Gelände: Was passiert beim CRCLR Haus und ALLTAG?
Der Rohbau des Neubauprojekts ALLTAG ist fertig. Momentan wird der Innenausbau intensiv vorangetrieben. Sobald dieser abgeschlossen ist, wird das Haus an die Nutzergruppen übergeben. Dies sind neun soziale bzw. gemeinwohlorientierte Organisationen, welche zusammen eine Nutzergenossenschaft bilden. Gemeinsam verwalten sie das Haus in eigener Verantwortung und nutzen in etwa die Hälfte der Fläche für gemeinwohlorientiertes Gewerbe und die andere Hälfte für betreutes Wohnen durch soziale Träger.
www.trnsfrm.org/project/alltag

Beim Projekt CRCLR stehen die Kreislaufwirtschaft und soziales Unternehmertum im Vordergrund. Das Bestandsgebäude wird umgebaut und soll noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden. Hier befinden sich sowohl verschiedene Werkstätten als auch Co-Working-Flächen für Sozialunternehmen. Anschließend wird mit der Aufstockung auf dem Bestandsgebäude begonnen: ein Holzbau, bei dem auch Lehm und Stroh verwendet wird. Neben weiteren Gewerberäumen werden hier in einem Wohnprojekt Menschen und Gruppen ein Zuhause finden, die sonst marginalisiert werden. Wenn alles läuft wie geplant, sollte die Aufstockung des CRCLR Hauses im Sommer 2022 eröffnet werden können.
www.crclr.org
Claas Fritzsche, raumscript mit Dank an Simon Lee, Mitglied des Vorstands der projektleitenden Genossenschaft TRNSFRM eG

Berlin Global Village

Alt- und Neubau des Berlin Global Village, © Susanne Tessa Müller

Berlin Global Village-Neubau fertig gestellt
Der Neubau des Berlin Global Village ist nach drei Jahren Bautätigkeit im März 2021 fertig gestellt worden. Bereits Anfang März sind dort über 30 entwicklungspolitische und migrantisch-diasporische Nichtregierungsorganisationen eingezogen. Im Neubau gibt es zudem Büros zur Zwischenmiete sowie Veranstaltungsräume. Als Nächstes wird der daneben befindliche Altbau saniert. Dort wird es u. a. eine Veranstaltungsetage, ein „globales Klassenzimmer“ und ein Begegnungscafé geben.

Weiterführende Informationen finden Sie auf:
www.berlin-global-village.de