Dies ist ein Artikel ist aus dem KARLSON #8 – 2021, der Zeitung für das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee.

Stand Juli 2021

Planungsendspurt für den Karl-Marx-Platz

Wie soll die Neugestaltung aussehen?

Am 24. Oktober 2019 wurden im Rathaus Neukölln die ersten Planungsideen für die Umgestaltung des Karl-Marx-Platzes vorgestellt (siehe auch Artikel im KARLSON VII). Seitdem hat sich Vieles getan.

Karl-Marx-Platz

Aus der Vogelperspektive ist die historische Dreiecksform des Platzes besonders gut zu erkennen, © Frieder Salm

Der Vorlauf
Hauptziel der ersten Planungen war es, die Bedingungen für den Radverkehr auf dem Karl-Marx-Platz zu verbessern. Radfahrende sollten in beiden Richtungen sicher und komfortabel den Platz überqueren können. Hierfür sollte zunächst eine Radspur auf der nördlichen Platzfläche geschaffen werden. Neben diesen Verbesserungen für den Radverkehr sollte die Platzinnenfläche neugestaltet werden, um damit auch dem Marktbetrieb besser gerecht zu werden.

Aus den Rückmeldungen der öffentlichen Veranstaltung im Oktober 2019 wurde der große Wunsch mitgenommen, die „Rixdorfer Schnalle“, also den Übergang vom Karl-Marx-Platz zum Richardplatz, für den Autoverkehr zu schließen. Es wurde zudem angeregt, das bestehende Großsteinpflaster auf der Fahrbahn zu erhalten, aber dennoch für eine bessere Befahrbarkeit zu sorgen. Auch sollte auf Wunsch der Anwohnenden die Aufenthaltsqualität auf dem Platz verbessert werden. Viele neue Aufgaben also, die auch vom Ausschuss für Verkehr, Tiefbau und Ordnung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln (BVV) bestätigt wurden. Im Oktober 2020 beschloss die BVV die Schließung der „Schnalle“, um den Verkehr auf dem Karl-Marx-Platz zu reduzieren und zu beruhigen. Im Mai 2021 wurde die Entscheidung umgesetzt. Dies hatte ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf die weitere Planung.

Die Rahmenbedingungen
Auf dieser Grundlage wurden weitere Gestaltungsvarianten für den Karl-Marx-Platz entwickelt und die Planung konkretisiert. Dabei war der Rahmen eng gesteckt. Der Karl-Marx-Platz unterliegt zwar nicht dem Denkmalschutz, wird aber als historischer Eingangsbereich nach Rixdorf im Umfeld des Richardplatzes betrachtet. Dies bedeutete für die Planung, dass die charakteristische Dreiecksform des Platzes erhalten bleiben sollte. Das Großsteinpflaster der Fahrbahnen wird ebenfalls als erhaltenswert angesehen. Für die Fahrbahn an der nördlichen Platzseite wurde jedoch eine Umgestaltung mit gesägtem Großsteinpflaster favorisiert, um damit gleichzeitig gute Bedingungen für den Radverkehr zu schaffen.

Karl-Marx-Platz

Die Planungen 2021 mit drei räumlichen Schwerpunkten

Die Planung im Detail

1. Nördliche Fahrbahn und Verkehrsführung
Um die historische Dreiecksform des Platzes zu erhalten, wird – anders als 2019 geplant – auf Gehwegvorstreckungen im Südosten und eine separate Radspur auf der Platzinnenfläche verzichtet. Der Radverkehr wird künftig in beide Richtungen auf der nördlichen Fahrbahn geführt. Für diese Lösung ist allerdings eine bestimmte Fahrbahnbreite notwendig. Deshalb entfallen die Parkplätze an der nördlichen Straßenseite. Zwischen Fahrbahn und Radspur in Richtung Richardplatz wird ein Bord eingebaut, das beide Fahrspuren baulich voneinander trennt. Da durch die Sperrung zum Richardplatz der Durchgangsverkehr am Karl-Marx-Platz entfällt, reduziert sich insgesamt der Kfz-Verkehr auf dem Platz. Beides hat deutlich positive Auswirkungen auf die Sicherheit des Rad- und Fußverkehrs. Durch die Gestaltung der nördlichen Fahrbahn mit gesägtem Großsteinpflaster entsteht eine fahrradfreundliche Oberfläche und der historische Stadtraum bleibt erkennbar. An der östlichen Spitze des Platzes wird ein Rixdorfer Kissen eingebaut und der Verkehr um die Spitze herumgeführt. Auf der südlichen Fahrbahn werden Lieferzonen für die Belieferung der Gewerbetreibenden eingerichtet.

2. Gestaltung der Platzfläche
Der Platz soll künftig ein attraktiver Aufenthaltsraum für die Anwohnenden sein und außerdem dem Marktbetrieb gerecht werden. Als Bodenbelag für den Platz wird deshalb ein widerstandsfähiges Natursteinpflaster verbaut. Die Skulpturengruppe „Imaginäres Theater“ bleibt erhalten und im ehemaligen Wasserbecken wird ein Pflanzbeet angelegt. Am Rand des Platzes entstehen neue Sitzmöglichkeiten und Hochbeete, die neben den Pollern als Abgrenzung zur Straße dienen. Das Regenwasser soll künftig ins Grundwasser versickern – ein wichtiger Beitrag für mehr Klimaschutz. Dafür wird ein unterirdisches Rigolensystem eingebaut und die Baumscheiben werden erneuert. Außerdem wird in diesem Bereich ein Baum neu gepflanzt.

3. Platzspitze
Die Platzspitze wird zugunsten von Aufenthaltsbereichen umgestaltet. Die bestehenden Bäume bleiben erhalten und werden um eine Neupflanzung ergänzt. Die verwilderten Bodendecker und Sträucher werden entfernt, die massive Bank und der verfallene Pflanztrog aus Beton werden abgebaut. Dafür entstehen Aufenthaltsbereiche, neue Baumscheiben und Pflanzkübel. Dieser Bereich wird mit einer versickerungsfähigen Oberfläche aus einem Sand-Kies-Gemisch versehen. Die genaue Ausstattung der Platzspitze war auch Bestandteil der Online-Beteiligung über das Portal mein.berlin.de, die bis bis zum 18. Juli 2021 möglich war. Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Zur Diskussion standen z. B. Sitzbänke, kleinere Spielelemente für Kinder sowie Spieltische.

Die weitere Umsetzung
Aktuelle Informationen zu der neuen Planung für den Karl-Marx-Platz erhielten die Anwohnenden und ansässigen Gewerbetreiben Ende Juni / Anfang Juli 2021 über einen Flyer. Darüber hinaus wurde die Planung auf der Online-Plattform mein.berlin.de vorgestellt und die Planungsideen für die Platzspitze zur Diskussion gestellt. Zusätzlich wurde vor Ort über Plakate informiert. Ins direkte Gespräch mit den Planerinnen und Planern konnte man an einem Infostand auf dem Wochenmarkt kommen. Alle Schritte und Inhalte des bisherigen Planungsprozesses sind auf der Internetseite des Sanierungsgebiets nachzuvollziehen.

Die Anregungen aus der Bevölkerung werden nun geprüft und fließen in die Überarbeitung des Konzeptes ein. Der finale Entwurf wird Ende August bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen eingereicht, um die Finanzierung der geplanten Maßnahmen abzusichern. Die ersten Baumaßnahmen werden dann voraussichtlich im Jahr 2022 beginnen.
David Fritz, BSG mbH und Denise Schröter, Straßen- und Grünflächenamt