Dies ist ein Artikel ist aus dem KARLSON #10 – 2023, der Zeitung für das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee.
Stand November 2023
Wie wird die Elbestraße attraktiv für Fuß- und Radverkehr?
Zur Vorbereitung der geplanten Umgestaltung der Elbestraße wurde im Mai 2023 vom Bezirk Neukölln die Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Ziel ist es zu untersuchen, wie die Elbestraße zu einem besonders für den Fuß- und Radverkehr attraktiven und klimaangepassten Stadtraum umgestaltet werden kann.
Derzeit wird in der Elbestraße der überwiegende Anteil der Flächen vom ruhenden und fließenden Kfz-Verkehr genutzt
Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) hat im Jahr 2021 die Elbestraße als eines von insgesamt zwölf Berliner Modellprojekten für den Fußverkehr ausgewiesen, die für den Fußverkehr beispielhafte Lösungsansätze für die Mobilitätswende aufzeigen sollen. Aus Sicht der Stadtentwicklung muss ein Umbau der Elbestraße darüber hinaus dem besonderen Querschnitt und Erscheinungsbild des Straßenraums gerecht werden, der historisch durch die baumbestandene Mittelpromenade repräsentativ gestaltet wurde (vgl. Artikel S. 12). Zweitens muss der Umbau die zahlreichen Funktionsmängel insbesondere für Anlieger und Radverkehrsteilnehmende mindern. Drittens ist die Elbestraße ein Teilabschnitt der Radvorrangroute von Treptow nach Tempelhof im Radverkehrsnetz Berlin, womit bestimmte Qualitätsstandards zu berücksichtigen sind. Dazu kommen die wachsenden Anforderungen an einen grünen und klimagerechten, vor allem hitzeangepassten und wassersensiblen, Stadtraum.
Den Zuschlag zur Erarbeitung der Machbarkeitsstudie erhielt das Büro bgmr Landschaftsarchitekten in Kooperation mit zwei weiteren Büros – dem Stadt- und Verkehrsplanungsbüro GRUPPE PLANWERK und dem Ingenieurbüro Sieker. Auf Grundlage einer umfassenden Bestandsanalyse wurden dabei zunächst Gestaltungsmöglichkeiten in fünf Varianten entworfen, deren Rahmenbedingungen und Prinzipien nachfolgend näher erläutert werden.
Variante 5 zeigt beispielhaft, wie der öffentliche Raum neu aufgeteilt und ein einladender Vorplatz vor der Elbe-Schule angelegt werden könnte
Fußverkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität
Das Straßenbild der Elbestraße wird momentan hauptsächlich von parkenden Autos dominiert. Die Gehwege sind an vielen Stellen kaputt und es fehlen Bordsteinabsenkungen, um sich barrierefrei fortbewegen zu können. Aufgrund des Kopfsteinpflasters weicht der Radverkehr häufig von der Fahrbahn auf den Gehweg aus und provoziert so Konflikte. Auch der Zugang zur Elbeschule für die Schulkinder ist nicht gefahrenfrei, wozu auch der Bring- und Abholverkehr mit „Elterntaxis“ beiträgt. Vor der Elbeschule wird in allen Varianten daher zumindest ein aufgepflasterter Bereich (Verbreiterung des Gehwegs vor der Schule zulasten von Kfz-Stellplätzen, Reduzierung der Geschwindigkeit, ggfs. Sperrung) vorgesehen. An Kreuzungen ermöglichen Gehwegvorstreckungen mit Bordsteinabsenkungen oder Aufpflasterungen mehr Sicherheit für den Fußverkehr. Darüber hinaus werden verschiedene Bereiche als Spiel- und Begegnungszonen vorgeschlagen.
Radvorrangroute
Die Radvorrangroute wird als getrennte Trasse auf einer der beiden Fahrbahnen geführt – in einer der Varianten auch auf der Mittelpromenade. Die Zufahrt zu Grundstücken bleibt dabei gewährleistet. Die jeweils andere Fahrbahn dient weiter dem Kfz-Verkehr. Die Anbindung über den Neuköllner Schifffahrtskanal hinweg zur Bouchéstraße soll über eine Fuß- und Radverkehrsbrücke erfolgen; die Querung der Sonnenallee durch eine Lichtsignalanlage gesichert werden.
Baumallee
Prägend für die Elbestraße ist die vierreihige Lindenallee mit 137 Bäumen, die überwiegend in den Jahren 1975 bis 1987 gepflanzt wurden. Diese leiden jedoch vielfach unter den gegenwärtig zu kleinen Baumscheiben und dem zu geringen Abstand zu den parkenden Kfz. Der Mittelstreifen wird daher zugunsten der Vegetationsflächen beidseitig verbreitert und als baumbestandene Fuß- bzw. auch Radpromenade erlebbar sein. In den übrigen Bereichen werden zumindest Baumscheibenvergrößerungen vorgesehen.
Aufteilung der Verkehrsflächen im Vergleich der Varianten
Regenwasserbewirtschaftung
Das Berliner Wassergesetz (BWG) fordert u. a. bei der Umgestaltung des öffentlichen Raums die Anlage von Versickerungsflächen für das Regenwasser, damit dieses nicht mehr in die Kanalisation eingeleitet werden muss. Hierzu sind technische Rahmenbedingungen zu beachten, wie zum Beispiel Mindestbreiten für Mulden oder Leitungsabstände – vor allem zum Misch- und Trinkwasser. Zur Vermeidung von Konflikten mit den Bestandsleitungen ist in der Elbestraße die Anlage dieser Versickerungsflächen entlang eines Streifens am jetzigen westlichen Fahrbahnrand sinnvoll. Vorgeschlagen wird die Anlage von Tiefbeeten mit geringerem Flächenbedarf, welche die Versickerung zwischen den Bestandsbäumen ermöglichen. In diesem Streifen können abschnittsweise auch versiegelte Bereiche z. B. für Kfz- oder Radstellplätze oder Aufenthaltsflächen vorgesehen werden.
Die detaillierten Beschreibungen der Varianten können Sie auf der Internetseite des Fördergebiets www.kms-sonne.de/projekte/elbestrasse einsehen. Dort werden auch alle Neuigkeiten und Inhalte zum Fortgang des Verfahrens veröffentlicht.
Alexander Tölle, Torsten Kasat, Stephanie Otto
Bei Variante 1 wird die Fahrradtrasse auf der östlichen Seite (Schulseite) geführt und die Mittelinsel für den Fußverkehr umgestaltet. Bei Variante 3 wird der Fahrradverkehr in eine Richtung über die Mittelinsel und in der anderen über die Westseite geführt. Auf der Schulseite bliebe die Fahrbahn für den Kfz-Verkehr mit Parkplätzen erhalten.
Die Vielfalt der Umsetzungsmöglichkeiten im Straßenraum der Elbestraße zeigen darauf aufbauend die jetzt erarbeiteten fünf Varianten. An ihnen lassen sich auch die jeweiligen Vorzüge und Nachteile einzelner Lösungen festmachen und gegeneinander abwägen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Sicht der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer dieses Raumes. So fanden bereits auf den Kiezfesten 2022 und 2023 informelle Befragungen von Besucherinnen und Besuchern statt und ebenfalls 2023 eine Straßensafari mit Schulkindern der Elbeschule. Die Bestandsanalyse und die Varianten der Machbarkeitsstudie wurden am 9. November 2023 auf einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt und diskutiert. Danach bestand bis zum 26. November die Möglichkeit, Hinweise online auf dem Berliner Beteiligungsportal mein.berlin.de abzugeben. Alle Rückmeldungen werden derzeit durch die beauftragten Planungsbüros gemeinsam mit dem Bezirk für die Erarbeitung der Vorzugsvariante fachlich bewertet und abgewogen.
Die detaillierten Beschreibungen der Varianten können Sie auf der Internetseite des Fördergebiets www.kms-sonne.de/projekte/elbestrasse einsehen. Dort werden auch alle Neuigkeiten und Inhalte zum Fortgang des Verfahrens veröffentlicht.
Alexander Tölle, Torsten Kasat, Stephanie Otto