Dies ist ein Artikel ist aus dem KARLSON #9 – 2022, der Zeitung für das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee.

Stand November 2022

Straßen mit Zukunft

Planungsziele für Boddin-, Rollberg- und Weichselstraße

Die städtebauliche Sanierung ist ein langfristiger Prozess, so dass die im Entwicklungskonzept festgelegten Maßnahmen nur Schritt für Schritt in Angriff genommen werden können. Die Maßnahmenziele müssen dazu überprüft und konkretisiert, bei Bedarf auch modifiziert werden. Mittlerweile werden so langsam die Planungen für die letzten Maßnahmen vorbereitet, die im verbleibenden Förderungszeitraum noch umgesetzt werden sollen. Im Fokus stehen vor allem die notwendigen Umbauten einiger Straßen und Fußwege im Quartier, die einen besonderen Erneuerungsbedarf haben und deren Ausgangslage wir im Folgenden kurz vorstellen. Für die ausführliche Erläuterung der einzelnen Ziele und Maßnahmen besuchen Sie gerne unsere Internetseite unter: www.kms-sonne.de.

Boddinstraße, Rollbergstraße und Weichselstraße auf der Karte markiert

Lage der Straßen im Sanierungsgebiet

Auf welcher Grundlage werden Ziele und Maßnahmen entwickelt?
Die Stadterneuerung bzw. Städtebauförderung ist eine Gesamtmaßnahme, die sich auf ein festgelegtes Gebiet in der Regel für einen Zeitraum von 15 Jahren bezieht. Bei der Entwicklung von Sanierungszielen und Einzelmaßnahmen werden Aspekte wie Wohnen, Verkehr, Umwelt und soziale Themen einbezogen.

Vor Beginn der Gesamtmaßnahme wurde ein Sanierungskonzept für das Gebiet erarbeitet. Daran haben zum einen die Fachabteilungen des Bezirks mitgewirkt, z. B. die Fachämter Jugend, Schule und Sport, das Straßen- und Grünflächenamt oder der Fachbereich Hochbau. Zum anderen wurde mit der Öffentlichkeit und den Betroffenen im Gebiet der Konzept­entwurf erörtert und diskutiert. Das Sanierungskonzept einschließlich eines Maßnahmenplans wurde 2011 mit der förmlichen Festlegung als Sanierungsgebiet beschlossen und zuletzt 2017 fortgeschrieben – wiederum unter Beteiligung der oben genannten Stellen und der Öffentlichkeit im Gebiet. Der Maßnahmenplan konzentriert sich auf die öffentlichen Investitionsmaßnahmen zum Ausbau und zur Erneuerung der Straßen, Plätze und Grünflächen sowie die kulturelle und soziale Infrastruktur, die im Zuge des gesamten Sanierungszeitraums mit öffentlichen Mitteln durchgeführt werden sollen.

Allgemeine Rahmenbedingungen
Die hier vorgestellten Straßen sind alle im grundlegenden Maßnahmenplan für das Sanierungsgebiet (Integriertes Stadt­entwicklungskonzept – ISEK) enthalten. Zielsetzung für Straßenumbaumaßnahmen ist die barrierefreie fußgänger- und fahrradfreundliche Umgestaltung, die Verbesserung der Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität sowie die Anpassung des Straßenraums an die Anforderungen des Klimawandels. Im Fokus der Maßnahmen stehen dabei sowohl die Fahrbahn als auch die Gehwegbereiche. Für alle Straßenumbaumaßnahmen sind frühzeitige und umfassende Beteiligungsphasen vorgesehen, in denen die Bedarfe und Vorstellungen der Anliegenden (Wohnbevölkerung, Gewerbetreibende, soziale Einrichtungen) abgefragt werden und in den Planungsprozess miteinfließen.

Gehwegschäden und abgenutzte Baumscheiben

Baumscheiben sowie Pflasterung der Gehwege und Fahrbahnen müssen erneuert werden

Boddinstraße
Die Boddinstraße ist einerseits eine Wohnstraße und stellt andererseits eine Verkehrsverbindung zwischen der Karl-Marx-Straße und der Hermannstraße dar. An der Straße liegen als wichtige soziale Einrichtungen und Bildungseinrichtungen des Bezirks die Volkshochschule Neukölln und die Hermann-Boddin-Grundschule, deren Erschließung barrierefrei sein muss. Durch das Kopfsteinpflaster kann die Straße nur bedingt mit dem Fahrrad befahren werden. Eine fahrradfreundliche Umgestaltung sollte deshalb mitgedacht werden. Um insgesamt den Anforderungen Wohnen, Radverkehr und Barrierefreiheit bei einer Erneuerung der Straße gerecht zu werden, müssen alle Aspekte untereinander abgewogen werden.

Boddinstraße

Der Zustand der Boddinstraße wird den Anforderungen der Barrierefreiheit und des Radverkehrs derzeit nicht gerecht

Rollbergstraße
Entlang der Rollbergstraße finden sich sowohl Wohnnutzungen als auch gewerbliche Nutzungen. Insgesamt wird der vorhandene Straßenraum in seinem baulichen Zustand nicht den aktuellen Anforderungen gerecht. Die Rollbergstraße ist eine wichtige Erschließungsstraße für einige Schlüsselimmobilien im Zentrumsbereich der Karl-Marx-Straße. Das Kopfsteinpflaster mit Fugenverguss ist nur eingeschränkt fahrradfreundlich und es fehlen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Die Bebauung zwischen Karl-Marx-Straße und Hans-Schiftan-Straße wirkt aufgrund vieler fensterloser Fassaden abweisend. Weiter westlich wird das öffentliche Straßenland besonders in den Abendstunden von längeren Warteschlangen für die kulturellen Nutzungen belegt, was auch mit Lärmbelästigungen verbunden ist. Mit dem Neubau des BUND-Gebäudes wird dieser Abschnitt der Straße eine neue städtebauliche Fassung und Fassade erhalten. Für die Erneuerung der Rollbergstraße müssen der Schutz der Wohnfunktion und die Sicherung der verkehrlichen Erschließung der anliegenden Nutzungen abgewogen werden. Eine besondere Aufmerksamkeit bei der Maßnahmenkonzeption muss dem Eingangsbereich zum Kindl-Areal gewidmet werden.

Rollbergstraße

Abweisende Fassaden entlang der Rollbergstraße

Weichselstraße (Abschnitt Pflügerstraße bis Karl-Marx-Straße)
Der Charakter der Weichselstraße hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich verändert: Vormals eine ruhige Wohnstraße, ist sie heute mit ihrer großen Angebotsvielfalt und einer hohen Konzentration von Gastronomie und Läden auch ein beliebter Treffpunkt für die Nachbarschaft und Ziel für auswärtige Besuchergruppen. Die Vielzahl der gastronomischen Angebote sorgt zum einen für eine Belebung des Kiezes, zum anderen aber auch für einen hohen Nutzungsdruck: Dies ist vor allem am Zustand der Seitenbereiche (Gehwege, Baumscheiben) und an der Dichte der parkenden Fahrzeuge ablesbar. Vor allem die Fußwege sind stellenweise schadhaft und für das Nebeneinander von Fußverkehr und Sondernutzungen zu schmal; für Radfahrende sind das Kopfsteinpflaster sowie unübersichtliche Grundstücksausfahrten und Kreuzungsbereiche eine Gefahrenquelle. Fahrradbügel sind nur vereinzelt vorhanden. Beidseitig der Fahrbahn befinden sich teilweise lückenhafte Baumreihen (Linden); die Größe und der Zustand ihrer Baumscheiben sind stark verbesserungswürdig.
David Fritz